The Myth of Hades and Persephone

Der Mann drehte den Kopf, selbst etwas erschrocken, herum, um den Schuldigen auszumachen. Doch entgegen seiner Vermutung, stand vor ihm ein junges Mädchen mit feuerrotem Haar. Hätte sie sich nicht soeben bei ihm entschuldigt, hätte er sie als unschuldig eingestuft. Trotzdem hätte er sich schon jemanden gesucht, der schuld daran gewesen war. Ohne ein Wort zu verlieren nutzte er die Zeit, das Mädchen eingehend zu betrachten. Seine klaren Augen fuhren geräuschlos über ihren Körper und nahmen jede sichtbare, vielleicht unbewusst auch ein paar innerliche Eigenschaften wahr. Seine Augen waren weder wirklich blau, noch silbern. Sie erinnerten an Kristalle oder an die glatte Oberfläche eines klaren See's. Er trug entgegengesetzt zu den meisten hier, eine Hose und dazu Stiefel. Viele Männer trugen ähnlich wie die Frauen Tunika's und dazu irgendwelche leichteren Schuhe. Doch der junge Mann war keiner der Männer, die in den Städten lebten. Wie eigenartig es auch klang, eine Hose war das Zeichen eines Kriegers oder Kämpfers. Während des Kampfes wären solche albernen Kleider nur im Weg. Zu der schwarzen Hose, trug er ein schwarzes ärmelloses Oberteil. Es besaß einen hohen Kragen und lag eng an seinem Körper. Darüber, welcher auch das meiste bedeckte, trug er einen dunkeln Mantel. Alles im allen, war es ein Wunder, dass das Mädchen ihn nicht sofort bemerkt hatte, denn er passte in diese bunte Gesellschaft auf dem Markt alles andere als gut rein. Hinter ihm standen noch zwei weitere Männer. Einer war ähnlich wie er gekleidet, wahrend der dritte im Gegensatz helle Kleidung trug.
Erst jetzt bemerkte der junge mann, dass sein Blick die ganze zeit regungslos auf der Mädchen gerichtete war. Da es wohl immer noch auf eine Antwort wartete neigte er seinen Körper leicht nach vorne und legte ihr beruhigend die Hand auf die zierliche Schulter. Als er sich vorbeugte, löste sich eine einzelne Strähne hinter seinem Ohr und rutschte nach vorne in die Mitte seines Gesichtes. "Mir geht es gut, kein Grund so förmlich zu sein. Ich hätte nicht im Wege stehen dürfen." entschuldigte er sich, worauf er sich ein leises grunzen seines Kamerad's hinter ihm einfing. "Geht es dir denn gut?" als er ihr so nahe war, vernahm er den intensiven Geruch der Blume, in ihrem Haar. eine wirklich schöne Blume. Die Frage nur, galt dieser Gedanke nun dem Mädchen oder lediglich der Blume in ihrem wunderschönem Haar?

Als der Mann sich zu ihr hinab beugte, wurde sie nur noch erstaunter. Sie wollte ihm antworten, doch ihr Mund blieb offen stehen und es kam kein Ton raus. Es war als hätte der Fremde sie in seinen Bann gezogen und als sie in seine klären augen blickte, glaubte sie nur sich selbst zu erkennen. Wie bei einem Spiegel. Er sah so unwirklich aus. Schnell machte sie einen leichten Knicks. "Mir geht es gut, habt Dank. Ich schätze, einen so großen starken Mann wie euch kann ich durch sowas schwerlich einen Schaden zufügen, doch verzeiht mir trotzdem meine Unaufmerksamkeit." Unsicher richtete sie ihr Kleid, um ihn nicht weiter so anstarren zu müssen. "Ihr seid auf der Durchreise, Herr, nicht wahr? Ihr, und eure Männer."

Der junge Mann richtete sich wieder gerade auf, doch sein charmantes, freundliches Lächeln schmückte immer noch seine Lippen. "Gut erkannt. Doch unser Ziel, war diese Stadt." fügte er ihrer Vermutung hinzu. "Wir werden hier eine Weile verweilen, bis wir weitere Anweisungen erhalten." Wieder lösten seine Worte ein leises Kommentar hinter ihm aus. Doch auch dieses Mal schaffte es der Mann nicht, sich um zu drehen, sondern musste das Mädchen weiterhin beobachten. Ihre Bewegungen, waren unheimlich geschmeidig und ihr auffälliges rotes haar, folgte jeder ihrer Bewegungen. "Du hast wunderschönes Haar, hat dir das je jemand gesagt?" sprach er seine Gedanken aus. "Wie heißt du, Mädchen?"

Kora errötete bei seine Kompliment. "Ihr beschämt mich, Herr. Ein so edler Mann, wie ihr es seid, wird sich doch wohl kaum für jemanden wie mich interessieren." Ungewollt Strich sie durch ihr Haar, doch sie musste ihn einfach immer wieder zu ihm shen. Er war anders. Er war faszinierend in jeder Bewegung, die er tat, in seinem stimmfall und seinem gesten. "Mein Name ist Kora. Darf ich im Gegenzug dazu euren Namen erfahren?"

"Gebt euch nicht diesem Vorurteil hin." er zwinkerte ihr zu. "Wenn ich mich schon so lieblich fragt, mein Name lautet-"
"Elysio. Der Romantiker hier heißt Elysio." unterbrach ihn sein Kamerad. Beschämt sah der schwarzhaarige Mann, nun mit dem Namen Elysio, erst zu seinem Freund und dann zu dem Mädchen. Doch er ließ sich nicht aus seiner Ruhe bringen, entwandt dem Mädchen sanft ihre Hand und schenkte dieser einen leichten Kuss. "Wie mein Kamerad nun so vortrefflich verraten hat. Dies ist der Name meiner Wenigkeit." seine grellen Augen ruhten undurchdringlich auf dem Mädchen und lagen in ihrem unheimlich starken Kontrast zu den Pechschwarzen halblang Haaren, welche sein Gesicht einrahmten. Die längsten Strähnen reichten ihn über die Schulter und dennoch wirkten sie kein bisschen ungepflegt oder unvorteilhaft. Seine Augen waren wahrscheinlich das einzig helle an diesem Mann.

Wie seine weichen Lippen ihre Haut berührten, durchzuckte es Kora erst eisig und dann mit enormer Hitze. Wer war dieser Mann, dieses geradezu perfekte Geschöpf. Beschämt wandte sie den Kopf ab. "Nun, ich muss noch einige Besorgungen machen. Wollt ihr mich vielleicht begleiten?", schlug sie vor. "In so interessanter Gesellschaft, wie der eines so edlen Kriegers, wie euch, war ich noch nie."

Mit einem fast schon triumphierenden schmunzeln richtete sich Elysio wieder auf und warf einen kurzen Blick über die Schulter. "Soweit war bereits alles geklärt. Ich werde dann später zu euch stoßen." damit war für ihn dir Sache geklärt und zur Bestätigung machte er auch einen Schritt auf das Mädchen zu. "also, es wäre mir eine Ehre, einem so wunderschönem Mädchen Gesellschaft leisten zu können."

"Nun ist aber gut mit den Schmeicheleien.", tadelte sie ihn lachend. "Oder findet ihr Frauen mit roten Gesichtern so anmutend?" Sie bedeutete ihm ihr zu folgen und setzte sich wieder in Bewegung. "Ich mag die Gesellschaft einer ganzen Truppe von Männer nicht, aber ihr seid wahrlich interessant. Erzählt mir mehr von euch." Sie spartierte neben ihm her als sei es nichts weiter besonderes. Viele hier kannten sie und die Gerüchte waren schnell gesät. "Erzählt mir beispielsweise, wo ihr gelernt habt eine Frau so um euren kleinen Finger zu wickeln.", scherzte Kora und sah schmunzelnd zu ihm auf. "Ich kenne wahrlich genügend Männer, die nicht von sich behaupten können, meine Gesellschaft zu genießen."

Ein unschuldiges, vielleicht auch verlegendes Lächeln umspielte die Lippen des jungen Mannes. "Diese Begabung besitze ich auch nicht mein ganzes Leben lang. Wenn mir so ein schönes Mädchen gegenüber tritt, kann ich es doch nicht einfach stehen lassen ohne der ihr Gebührenden Begrüßung." klärte er sie auf. Doch als er sich ihren letzten Satz noch einmal durch den Kopf gehen ließ, suchteb die klaren Augen sogleich wieder ihren Blick. "Wieso sollte Eure Gesellschaft unangenehm sein? Wenn Ihr mich fragen würde, ich finde es allein in den ersten Minuten sehr beglückend."

"Beglückend also?", wieder erklang ihrerseits ein helles erfreutes lachen. Sie lud etwas von dem Obst eines Standes in ihren korb und reichte einem Händler die Münzen, ohne den Mann ein einziges Mal aus den Augen zu verlieren. "Es gibt Gesindel in dieser Stadt, die Frauen nicht gerade so behandeln, wie ihr es tut, Elysio. Ihr müsstest meinen Hausherren kennenlernen. Ein Mann, der alle Frauen liebt, nicht nur die eigene. Aber man muss sich nur zu helfen wissen." Leise seufzte sie. "Ich rede zu viel." Schon wechselte sie das Thema: "Sagt, wo kann ich euch finden, so lange ihr noch in der Stadt seid? Ihr seht aus wie ein vielbeschäftigter Mann."

Das Thema schien das Mädchen sehr zu beschäftigen, wie der junge Mann vermutete und dieses Gefühl färbte auf ihn ab. Sogleich kam Sorge in ihm auf, wie es dem Mädchen wohl ergehen mochte. "Ihr habt Glück, da meine Reise hier vorübergehend zu Ende ist, werde ich hier wohl endlich zur Ruhe kommen können." Elysio machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr. "Wir haben unser Quartier in eines der Gasthäuser am Rande des Marktplatzes. Ihr könnt mich also nach Herzenslust besuchen kommen, meine Tür steht für Euch jeder zeit offen."

Kora lächelte verschmitzt. "Ich werde es mir überlegen." Dankend neigte sie den Kopf. "Es klingt sehr verlockend, doch ich habe nur selten ausgehzeit. Und bis auf die täglichen Erledigungen ist es mir nicht erlaubt, mich ohne männliche Begleitung des Hauses allein in der Stadt zu bewegen. Meine Herren sind sehr streng, aber dafür kümmern und bezahlen Sie gut. Wer wünscht sich soetwas nicht? Kommt uns doch einmal besuchen. Dann kann ich mehr über euch erfahren. Ihr könnt mir von euren kämpfen, euren Schlachten erzählen, von euren Abenteuern, von... Von euren Frauen?" Verstohlen sah sie den Mann an und ihre Augen blitzten frech, aber auch etwas herausfordernd auf.

"Da wüsste ich gar nicht, wo ich anfangen sollte." gespielt verzweifelt, fuhr seine Hand von seiner Stirn ab durch das Haar und sammelte damit alle nervigen Strähnen aus dem Gesicht, am Hinterkopf. "Aber wenn es nur an der männlichen Begleitung scheitert, stelle ich mich gerne zur Verfügung." der junge Mann war wohl mindestens genauso Kind, wie das Mädchen mit dem Feuerrotem Haar neben ihm. Doch wieder legte sich eine sorgen-Falte über seine Stirn. "Ergeht es euch schlecht dort? Also wird euch Unrecht getan?"

"Nein, nein. Sorgt ihr euch etwa um eine beinahe fremde?" Ihre Augen weiteten sich erstaunt. "Man würde es nicht wagen mir Unrecht zu tun. Ich komme immerhin an ihre Nahrung und Gemächer heran. Wenn Sie mir Schaden zufügen wollten, dann könnte ich es ganz heimlich rächen." Kurz wurde ihr Blick ganz düster und ernst, doch dann begann sie wieder mit lachen. "Ich sollte solch scherzen lassen, eines dieser Klatschweiber würde es in den falschen Hals bekommen und schon würde man mich ausliefern. Nein, ich fühle mich wohl, auch wenn mir ab und zu der ein oder andere zu nahe tritt, aus den falschen Gründen. Aber von ungehobelten Burschen hat man es nicht anders zu erwarten, nicht wahr?" Sie seufzte. "Die götter werdens Ihnen verzeihen." Wieder sackte sie etwas ein. "Darf ich euch eine Kleinigkeit spendieren?"

Als sie das mit den Göttern sagte, hob der junge Mann seine Hand. Er legte sie vor seinem Mund um sein grinsen zu verdecken, auch wenn das leise kichern kurz zuhören war. Doch schnell war er wieder bei der Sache. "Etwas spendieren? Ich bitte euch, das würde einen Mann beschämen. Ein Edelmann sollte Euch einladen, nicht verkehrt herum."

Das Mädchen verleierte leicht die Augen. "Nun, es ist mir nicht erlaubt etwas von fremden anzunehmen, da nützt all die Höflichkeit nichts." Wieder folgte dieser herausfordernde Blick ihrerseits. Die Blume war quasi ein Beweis, dass sie nichts anderes tat, doch sie spielte nun einmal gerne. "Vielleicht ein anderes Mal, falls der Herr sich wagt mich zu besuchen. Es könnte allerdings sein, dass ihr vorher schon von meiner Herrin angesprungen werdet. Sie ist sehr... Liebesbedürftig." Ein Grinsen huschte über ihre Lippen.

"Geht es Euch nicht genauso?" fragte Elysio zurück, diesmal ebenfalls einen schelmischen Unterton. Auch wenn sich seiner sehr bedeckt hielt, sodass trotzdem die Höflichkeit überwog. "Es wäre mir eine große Freude Euch besuchen zu können." wieder neigte er den Kopf Richtung Boden, um seinen Dank auszudrücken. "Ist Eure Herrin denn genauso schön, wie Sie?"

"Die schöönste im ganzen Land.", entgegnete sie, doch etwas Spott lag in ihrer Stimme. "Eine Schönheit ohne Grenzen. Meine Schönheit hat Grenzen." Kurz wandte sie sich wieder einem Händler zu, dieser lächelte sie freundlich an. 
"Für euch nur zum halben Preis. Solch Anmut muss genährt werden." 
"Habt Dank." Sie nahm die Ware entgegen und gab dem Mann das Geld. 
Was die nur wieder alle hatten? Immer diese Komplimente, die sie nicht brauchte. Die kannten sie doch kaum. Trotzdem lächelte sie nur und wandte sich Elysio zu. "Wenn ihr mich beispielsweise wütend macht, dann hört die Schönheit auf. Aber die wahre Schönheit habt ihr jetzt noch garnicht sichten können." Kurz wischte sie sich wieder etwas Schweiß von der Stirn. "Ist euch nicht warm unter dem Umhang?"

"Ich werde mit Freuden darauf warten, bis ihr Eure vollkommene Schönheit entfaltet. Was ich allerdings bezweifle. Noch schöner?" bei den letzten Worten hatte er die Stimme gesenkt. "Keineswegs." hob er die Stimme wieder an. "Unter dem Umhang ist mir glücklicherweise nicht einmal halb so warm wie euch. Aber dies könnte auch an andere Begebenheit liegen." räumte er ein. Der junge Mann hatte sich ertappt, dass als der Händler dem jungen Mädchen ein Kompliment gemacht hatte, dass sich auch sein Blick verdüstert hatte. Er sollte aufpassen, so auffällig zu reagieren.

"Seit ihr da seid, ist mir glatt noch wärmer.", bemerkte sie. Wie lange würde es wohl dauern, ihn aus der Fassung zu bringen? "Ihr habt doch keine frau, die auf euch wartet, oder?"

"Wieso wollt Ihr das wissen? Ist es denn bei Euch denn der Fall oder wärt ihr gerne diese Frau, welche auf mich Wartet und zu der ich zurückkehren würde? " gab er die Frage zurück. Diesmal blitzte tatsächlich etwas in den sonst so unergründlichen Augen auf. Als wären die Augen noch etwas heller geworden, fixierten sie das Mädchen und saugten jede ihrer Bewegung auf.

"Ich lechze geradezu nach euch, seht ihr das nicht? Ich warte schon darauf, wie ihr im Krieg fallt  und ich mich um eure Bälger sorgen muss." Sie stöhnte und verleierte die Augen. "Ich bin nicht für die Ehe geschaffen, schätze ich. Aber das hat ja nichts zu bedeuten. Auf euch würde ich garantiert warten."

"Das nehme ich als ein Versprechen." unterbrach er sie. Dann legte er selbst den Kopf in schräglage und überlegte selbst. "Die Ehe? Dieses Privileg wird überall anders genommen. Manche sehen sie als ewigen Bund, andere nur als Anlass einen Ring zu tragen. Geh ich Richtig in der Annahme, was Ihr sie ebenfalls als Zeitverschiebung anseht?"

"Allerdings. Es gibt so viele schöne Dinge auf dieser Welt. Wozu die Ehe?" Verstohlen sah sie sich um. "Ich sollte nicht noch mehr solche Äußerungen von mir geben. Nicht hier." Sie zögerte. "Können wir uns nicht einen angenehmeren Ort zum Reden suchen?"