follow me, honey, in the dirty truth 3

Faye's Augen weiteten sich erschrocken, da er mit dieser Reaktion ebenso nicht gerechnet hatte. Doch schnell wandelte sich das erstaunen in ein dankbares Lächeln um. "Gerne." damit nahm er ihr das Eis, aber auch nur um die betroffene Hand von seinem Körper zu halten und derweil seinen Kopf an ihren lehnte. "Ich dich auch. Mehr als ich jeden anderen lieben könnte." versprach er, mit der Nase in ihr wohl reichendes Haar vergraben. "Ich gebe dich niemals wieder her." seine freie Hand legte sich um ihren Körper und hielt sie so bei sich.

Alice hob den Kopf leicht, sodass man zumindest ihre Augen erkennen konnte. Die dunklen Rehaugen glänzten feucht. Er sagte immer unerwartet Dinge, die so unheimlich schön waren, dass sie gar nicht damit rechnen konnte. Sie hatte einen Witz erwartet, irgendein anzügliches Kommentar dazu, doch er sagte das. "Du könntest jede haben, Faye. Womit habe ich dieses Glück verdient?"

Sanft lächelnd strich er ihr durch das Haar, als er den Kopf zurück zog und ihren Blick erwiderte. "Das fragst du mich immer und immer wieder. Bis heute weiß ich keine genaue Frage drauf, warum du. Früher war ich einfach nur auf der Suche nach einem Mädchen, was es ernst meinte und eines was mich vielleicht aus diesem langweilen Leben raus holte. Genau das hast du damals getan und dazu auch noch geschafft, dass ich mich das erste Mal in meinem gesamten Leben verliebe." seine Bewegung hielt inne und sein Blickkontakt wurde intensiver. "Jetzt wo ich dich wieder gefunden Habe, will ich dich einfach nie wieder gehen lassen." das Eis war ihm jetzt nur noch im Weg, warum er es achtlos über die Lehne nach hinten fallen ließ, sodass er seine Hand wieder frei hatte. Mit seiner Größe und Stärke, war es ein leichtes Alice' zierlichen Körper wenigstens etwas anzuheben und sie so nun doch auf seinen Schoß zu ziehen. Durch ihre gewonnene Größe musste Faye seinen Kopf dezent in den Nacken legen, um sie ansehen zu können. "Der Schmerz des Abschieds von vor 10 Jahren, will ich kein weiteres Mal fühlen." in seinem Plan stand nie sentimental zu werden, doch leicht machte sie es ihm auch wiederum nicht. "Ich liebe dich." er war froh, dass er ihr endlich diese drei kleinen Wörter offen ins Gesicht sagen konnte und würde dieses Können gnadenlos ausnutzen.

Obwohl sie über seine Worte Lächeln musste, kullerten Tränen ihre Wange hinab, während er sprach. Auf seinem Schoß hatte sie keine Chance ihr Gesicht in dem weichen Stoff der Jacke zu verstecken. Sie saß mitten in einem Park und weinte, doch das hatte sie ganz vergessen. In diesem Moment hatte sie nur noch Augen für Faye. Vorsichtig beugte sich Alice zu ihm vor und gab ihm einen zärtlichen Kuss. "Du bist doch komplett verrückt."

"Wer ist denn bitte hier diejenige die weint?" schob Faye die Anschuldigung auf sie zurück. Doch schnell steckte ihr Lächeln an und er berührte ihre Nasenspitze mit seiner. "Man soll einem Mann nicht seine kleine Verrücktheit nehmen." seine Arme, die sie hielten, schlangen sich enger um sie, als ging es um ihr Leben. Der groß gewachsene Mann schloss die Augen und genoss diesen kurzen Augenblick, in welchem sie auf engstem Raum beieinander saßen, beziehungsweise aufeinander. Von außen mussten sie auf andere wirken wie ein frisch verliebtes Paar, was die anderen nicht wussten, dass Sich mindestens ein Part dieses Pärchens jeden Augenblick so fühlte. Ein Arm verließ seinen Platz um ihren Körper, sodass Faye mit den Fingern sanft die Tränen wenigstens auf einer Wange weg wischen konnte. Inzwischen hatte er die Augen wieder geöffnet und ließ diese unverwandt auf sie gerichtet.

Als er damit begann die Tränen wegzuwischen, schloss Alice die Augen, damit auch keine weiteren Tränen nachkamen. Behutsam küsste sie einen seiner Finger, als er wieder eine Träne wegwischte. "Ich schätze, eine dieser Verrücktheiten bin ich.", schlussfolgerte sie mit einem leisen lachen und sah ihn wieder an. "Jedenfalls wäre ich es gerne."

"Das bist du doch schon längst." versicherte ihr der Mann unter ihr. Faye's Arm nahm wieder seine vorherige Position ein und zog sie noch ein kleines Stück näher. Als seine blauen Augen sich auf Alice richteten schimmerten sie schelmisch, was super zu seinem grienen passte. "Also ich finde, so schlecht machen wir uns gar nicht unter Menschen." wechselte er prompt das Thema.

Sie musste schmunzeln und gab dem Schwarzhaarigen einen weiteren Kuss. "Aber nur, weil ich mit dir alles um mich herum vergessen kann. Wenn ich so recht darüber nachdenke, ist der einzige Unterschied, dass ich zuhause schon keine Kleidung mehr tragen würde." Für einen Moment stutzte sie. Sie hatte tatsächlich Fayes haus ihr 'Zuhause' genannt. Dort, wo Faye lebte, war ihr Zuhause. Alice war sich nicht sicher, ob Faye das etwas ausmachte, aber nach seinen Worten war es ihm vielleicht nicht einmal aufgefallen, dass diese Worte so viel Bedeutung für sie allein haben könnte. "Ich glaube der Park wird mir immer sympathischer.", stellte sie fest als hätte sie nichts falsches gesagt.

Faye bemerkte ihre Wortwahl gar nicht, da ss für ihn eh feststand, dass dies bald ihr zu Hause sein sollte. Also hatte er sich derweile mit umschauen beschäftigt. Auch wenn sie sich hier gar nicht so schlecht schlugen, das weitere treffen im Park würde aus Faye's Sicht eindeutig verzögert werden. Auch wenn Alice bei ihm war, fühlte er sich irgendwie unwohl, was wohl auf 10 Jahre null menschliche Kontakte hinwies. "Wenn er dir so sympathisch ist, dann weißt du doch auch sicherlich, was wir jetzt tun können."

"So sympathisch dann doch nicht.", erwiderte sie schmunzelnd. Für einen Moment dachte sie nach. "Ich könnte dir noch ein Eis holen." Frech drückte sie ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen. "Ansonsten sieht es echt schlecht um meine Ideen aus."

Bevor Alice sich zu weit von Faye entfernte, auch wenn es nur der Kopf war, hielt er ihr Kinn fest. "Kein Problem, sitze noch ein paar Minuten einfach so nah bei mir und mir fällt ganz schnell eine Idee ein. Denn auch ich habe meine Grenzen.... " scherzte er, da sie ja erst das Thema hatten. "Immerhin machen die Leute hier ja auch nix wirklich anderes."

Kichernd sah sie auf Faye hinab. "Vielleicht sollten wir doch etwas machen, wodurch wir nicht verhaftet werden, wenn wir es übertreiben." Seufzend ließ Alice ihren Blick über die anderen Besucher des Parks gleiten. "Wieso sind wir nicht auf die Idee von einem Picknick gekommen? Das ist soooo klischeehaft und ich hätte dich vollstopfen können mit Obst."

Schluckend warf der Mann unter ihr, den anderen Pärchen einen skeptischen Blick zu. "Wirklich schade, dass es nicht funktioniert hat." Entgegnete er dann sarkastisch. "Wo sind denn auf einmal all deine Jugend Ideen und Vorhaben hin? Erwachsen geworden?" Ôwô

"Zu meinem Bedauern, ja. Früher sind wir immer zum Strand gegangen. Weißt du noch, wie du mir surfen beibringen wolltest?" Verträumt verlor sich die junge Frau in seinen Augen. "Oder wie wir uns am Strand zum ersten Mal geküsst haben? Also so richtig. Dieser Junge mit den wilden schwarzen Haaren und dem schelmischen Grinsen." Mit einem hellen lachen schob sie die Finger in das erwähnte dunkle Haar. "Aber ansonsten...? Was haben wir schon großartig angestellt? Zumindest außerhalb des Hauses."

Bei ihrer Bemerkung, musste Faye breit grinsen, wenn auch etwas ertappt. "Zu ungerecht, dass es hier keinen richtigen Strand gibt. Aber wir werden was finden, immerhin haben wir jetzt das Alter und das Geld." An die Zeiten am Strand konnte er sich nur zu gut erinnern. Er liebte den Strand und in kurzer Zeit, hatte er zwei dinge die er liebte zusammen gefügt. Seufzend drehte er eine weiße haarsträhne von Alice um einen Finger. "Wusstest du, dass du am Strand ziemlich bekannt warst?" Wechselte er das Thema.

"Das fände ich toll. Ja, sowas sollten wir tun.", stimmte sie begeistert zu. Bei seinem neuen Thema musste Alice allerdings stutzen. Überrascht sah sie Faye an und runzelte leicht die Stirn. "Wie meinst du das?" Sie konnte sich nicht daran erinnern, überhaupt einen Eindruck hinterlassen zu haben.

"Ich werde es mir merken." Versprach Faye. "Mir fällt es nur gerade ein, da du den Strand erwähnt hast. Du hast dort einmal gearbeitet und schon war das weißhaarige Mädchen in aller Munde." Lächelte er, mit dem Wissen, dass genau das Mädchen ihm gehört. Seine Bewegung hielt inne und endete damit, dass er ihr schweigsam in die Tiefen dunklen Augen sah. "Ich hatte es damals wirklich nicht leicht mit dir." Xb

"Das glaube ich dir gerne. Allerdings war ich bestimmt nur so bekannt, weil du mir einen obszön großen Knutschfleck verpasst hast. Ich habe den Job übrigens verloren, weil es mehr geworden sind." Sie erinnerte sich an jedes Detail von damals. Jedes Detail, das sie auf irgendeine Weise mit Faye verband. Es war das einzige, das sie hatte durchhalten lassen. Trotzdem schämte sie sich für ihre Untreue, aber das war ein Kapitel, das sie in diesem Moment noch nicht aufschlagen wollte. Stattdessen lächelte sie nur wie eine Bekloppte, während sie sich in dem hellen blau seiner augen verlor, die sie unablässig betrachteten. "Was haben sie denn von dem weißhaarigen Mädchen in dem Strandcafe erzählt?"

Bei ihrem ersten Satz, hob Faye schelmisch grinsend eine Braue und sah sie fragend. "Der hat dich echt wegen so ein paar Flecken raus geworfen?" Fragte er, auch wenn es nicht gerade bedauernd Klang. Natürlich war das seine Schuld, dass sie diesen Job los geworden war, doch er musste zu geben, dass ihm das nur recht war. So hatte er nicht jeden Tag zum Strand gemusst um dort immer ein Auge auf Alice zu haben, da ihr Jungs lüsterne Blicke nach warfen. Alice wusste damals augenscheinlich nicht, wie schön und sexy sie damals und auch heute aus sah. Eine Tatsache, welche wahrscheinlich einer der aller ersten Gründe war, warum er sie überhaupt neben sich gelassen hatte.
"Hmmmm, was haben sie alles gesagt....." Versuchte er scheinheilig an die Sätze von damals zu erinnern, obwohl er sich an fast jede Einzelheit erinnern konnte, weil er ziemlich genauso gedacht hatte und immer noch tut. "Das Mädchen hat einen mega scharfen Körper, sie könnte öfters so halbnackt herum laufen. Dann kam die Frage auf, ob du noch frei wärst oder wie du dich im Bett so machst... Du kamst damals bestimmt in vielen Träumen vor." Auch wenn er jetzt leise darüber lachen konnte, fand er die Tatsache damals und auch heute alles andere als unterhaltsam.


"Tatsächlich?" Alice lief rot an. "Das habe ich gar nicht mitbekommen. Das war doch nur ein Nebenjob... Bin ich denn wirklich halb nackt herum gelaufen?" In ihrer Erinnerung erschien die ganze Sache weitaus harmloser. Trotzdem konnte sie sich eine Frage nicht verkneifen: "und wie stand es um deine Träume?"

"Ja, bist du. Oder zählt für dich ein Bikini als voll Bekleidung?" Als Faye ihre Röte bemerkte, würde das grinsen nur breiter. "Meine Träume? Ach die sind belanglos." Er strich ihr die Strähne, mit der er noch vor kurzem gespielt hatte hinters Ohr, wobei seine Augen wie schon die Zeit davor unentwegt auf ihr gerichtet waren. "Natürlich waren auch meine Träume nicht von dir verschont, falls ich mal geschlafen habe." gestand er ihr nach einer kurzen Pause des Überlegens.

"Heißt das, dass meine Strandfigur den jungen Faye um den Schlaf gebracht hat?" Das hatte sie sich beim besten Willen nie erträumen können. Allerdings hatte sie ihn vielleicht auch nur missverstanden. Verliebt sah Alice den Mann an und sie könnte schwören, dass die Jungen von damals wieder vor sich sah. Er war ihre große Liebe, mehr brauchte sie nicht.

"Ja hast du vielleicht..." Nach einer kurzen Weile fügte er dann doch hinzu. "Oft..." Als er ihren Augenkontakt bemerkte, dauerte es nicht lange, bis er den Kopf dann doch reckte und sie küsste. Er hielt leise die Luft an und zog sie zu sich runter bzw. enger an sich heran.

~

Der Tag verging und die beiden kehrten erst im dunklen wieder zu dem großen Anwesen zurück. Sie hatten sich noch lange im Park unterhalten, sich an die gute Zeit ihrer Vergangenheit zurück erinnert. Alice war es egal, was die Leute um sie herum gedacht haben mussten, sie selbst strahlte die ganze Zeit -und auch jetzt noch immer- über das ganze Gesicht. Sie hatte von Dingen erfahren, die sie Faye nie zugetraut hatte. Früher hatte sie so stark um seine Zuneigung kämpfen müssen und nun erfuhr sie, wie er wirklich für die Teeny-Alice empfand. Inzwischen saßen sie sich am Esstisch gegenüber und verspeisten ihr Abendbrot, das schon vorher von einer Köchin zubereitet wurde. Als sich Alice den letzten Bissen widmete musste sie zugeben: "gut, damit konnte mein Essen von gestern wirklich nicht mithalten. In diesem Haus wird man wirklich vollständig verwöhnt." Kurz leckte sie sich etwas Soße von den Lippen und lächelte Faye an, der vor ihr saß. "Du hast es wirklich gut hier."

Bevor der groß gewachsene Mann antwortete, schob er sich noch eine volle Gabel in den Mund, kaute kurz, schluckte es hinunter und lächelte seine Partnerin gegenüber scheinheilig an. "Stimmt, aber es lohnt sich einfach, wenn man kaum Zeit für etwas anderes als Arbeit hat." Erklärte er seine Situation, damit auch ja keine falschen Eindrücke entstanden. "Wie du also siehst, war ich und bin jetzt wieder in besten Händen." >w>

"Da bin ich aber erleichtert." Diese Worte klangen zwar scherzhaft, doch entsprachen sie der Wahrheit. Wenn Faye es in irgendeiner Weise schlecht ergangen wäre, hätte sie sich selbst das vielleicht nicht verziehen. Es reichte aus, wenn einer von ihnen ein seelischer krüppel war. Faye war und ist der Anker, der sie fest am Boden hielt, damit ihr nichts geschah, damit sie nicht zu weit hinaus trieb. "Wirst du dir jetzt eigentlich mehr Zeit nehmen, damit wir uns sehen können? Einen freien Tag? Vielleicht zwei? Ich würde so gerne die Zeit nur mit dir verbringen." Wieder musste sie sich fragen, ob sie nicht zu viel verlangte, doch wie sollte ihre Zukunft aussehen, wenn sie an ihren Beruf vergeben waren?


"Mit dem Gedanken habe, um ehrlich zu sein, auch schon gespielt. Sonst würde es ja darauf hinauslaufen,das wir uns nur jedes Wochenende sehen und das würde dazu führen, dass ich irgendwann bei deiner Arbeit stehen werde und eine Kündigung verlange." Wieder eine vollbeladene Gabel schob sich in seinen Mund, ehe er weiter sprechen würde. "Oder du ziehst einfach hier ein." Schlug er danach vor.

Alice wollte gerade etwas erwidern, als Faye den nächsten Vorschlag ins Feld warf. Verdutzt sah sie ihn an und ihr fiel beinahe die Gabel aus der Hand. Hastig schluckte sie, damit es nicht zu einem Hustenanfall durch verschlucken führte. "Ich- Ich soll bei dir einziehen?" Meinte er das wirklich ernst? "Versteh mich nicht falsch, aber sind wir für so einen großen Schritt bereit?"

Verständnislos hob Faye seine Augenbrauen und sah Alice an, als wartete er Uf eine Erklärung ihrerseits. "wie darf ich das jetzt verstehen? Warum sollten wir dazu nicht bereit sein?" Wie ein kleiner Junge legte er den Kopf schief und behielt den Augenkontakt bei. "warum also nicht?"

Verzweifelt rang die weißhaarige mit den Worten. "Ich weiß nicht... Es... Es ist nur ein sehr großer Schritt. Und... Ich hab eben Angst vor großen Schritten.", gestand sie ihm mit gesenktem Kopf. Es war nicht so, dass sie dieses Angebot nicht reizte. Immerhin schlief sie oft hier und er hatte auch schon oft bei ihr geschlafen, aber es wäre trotzdem komplett anders, wenn sie Tag für Tag unter einem Dach leben würden. Oder?

Faye ärgerte sich darüber, dass allein dieser letzter Satz ihn dazu brachte das Angebot zurück zu nehmen. "Schon gut, denk einfach drüber nach, mein Angebot steht." Beruhigte er sie wieder und widmete sich dem letzten Rest seines Abendbrots, bis er auch dies beendete und den Teller ein Stück über den Tisch von sich weg schob. Gesättigt lehnte er sich gegen die Stuhllehne und kam nicht umhin Alice zu betrachten. Wann hatte er es überhaupt einmal geschafft, diesem Drang zu widerstehen?

Alice hingegen stocherte noch immer nachdenklich in ihrem essen herum, ohne den Blick zu heben. Ihr schossen in diesem Moment tausend Gedanken durch den Kopf. Sie war durcheinander. Sie war wütend, auf sich selbst, da sie sich sofort versuchte zurückzuziehen und abwehrend reagiert hatte, aber auch auf Faye, da er es so beiläufig und unbedeutend eingeworfen hatte. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe, das tat sie immer, wenn sie krampfhaft nachdachte. Nach dem Streit nur ein paar Tage zuvor, war sie sich unsicherer denn je. Wären sie wirklich bereit dazu?

Neugierig hatte Faye den Kopf auf seine rechte Hand abgestützt und verfolgte jegliche Regung in Alice' Gesicht, soweit er es erkennen konnte, oder an ihr generell. Es war fast so als studiere er sie, um herauszufinden was sie eigentlich dachte. Ein Schmunzeln Stahl sich auf seine Lippen, als er das durchaus bekannte Unterlippen-kauen bemerkte. Sie war also nervös. All diese kleinen Details hatte er sich die Zeit über gemerkt, was ihm nun zu gute kam.

Die Gedanken rasten immer schneller. War sie dem wirklich gewachsen? Wenn sie so stark überlegen musste, war sie es wohl nicht. Aber sie liebte Faye doch. Irgendwie war es so als wären sie zehn Jahre lang schon ein paar. Sie wären schon verheiratet und hätten Kinder, wenn sie zehn Jahre lang zusammen wären, bestimmt. Ein enormer Druck entstand durch die vielen Überlegungen. Wieder einmal konnte sie dem nicht standhalten. Zu schnell strapazierten die kleinsten emotionalen Dinge ihre Nerven. Im nächsten Moment drückt sie sich an der tischkante ab, sodass sich ihr Stuhl zurück schob und sie sich erheben konnte. "Ich.. Ich muss kurz... Ähm.." Wortlos schüttelte sie letztlich den Kopf, doch sogar jetzt schämte sie sich zu sehr, um ihn ansehen zu können. Ohne weiteres drehte sie sich um und verließ den Raum, obwohl sie auch jetzt nicht wusste wohin. Als einziges Nervenbündel lief sie durch die großen Flure des Hauses, das ihr gehören könnte. Sie hatte doch selbst gesagt, dass es ihr Zuhause war.

Ohne eine Grimasse oder etwas desgleichen zu verziehen, folgten Faye's blaue Augen dem aufgebrachtem jungen Reh, bis es den Raum Verließ. Er wollte unter keinen Umständen damit erreichen, dass sie nun so durcheinander war, doch er wollte es auch gesagt haben. Seufzend schob auch er seinen Stuhl zurück und begann alle Utensilien von dem Tisch zu räumen, was natürlich sofort Unruhen in der Dienerschaft verursachte. Innerlich überlegte er ob er Alice nun folgen sollte oder ob er sie es Lieber mit sich selbst ausmachen lassen sollte. Frustriert fuhr er sich durch das schwarze Haar, was danach in alle Richtungen stand und schloss kurz die Augen. Woher kannte er das nur?

Langsam schob sie die gläserne Schiebetür beiseite und trat nach draußen in die kühle Nachtluft. Trotzdem es warm war, während die Sonne schien, waren die Nächte bitterkalt. Gierig inhalierte sie die kalte Luft, sog sie tief in ihre Lungen. Drinnen war alles plötzlich beengend. Verzweifelt sank das Nervenbündel in einen der Gartenstühle. Das Metall an ihnen ließ sie bei der ersten Berührung erschaudern. Was konnte sie jetzt tun? Sie brachte Faye bestimmt in Verlegenheit. Vielleicht machte er sich jetzt Gedanken. Sie machte es ihm bestimmt nicht gerade leicht. Der Druck in ihr verstärkte sich umso mehr. Enttäuschte sie ihn? Ihre Reaktion war bestimmt eine Enttäuschung. Was, wenn sie sich jetzt wieder streiten würden? Noch einmal verkraftete sie so etwas nicht in so kurzer Zeit. Was, wenn sie jetzt einfach ja sagen würde und sie sich dann erneut streiten würden. Sie hätte keinen Ausweg mehr, keine Wohnung in die sie zurückkehren und in der sie sich verstecken konnte. Was, wenn er es nicht mochte, wenn er sie jeden Tag antraf. Er müsste sich um sie kümmern, wenn sie krank wäre, er müsste mit ihren Launen zurecht kommen. Könnte sie ihm das zumuten? Immer mehr und mehr Fragen überhäuften sie, sie erstickte in all den Unsicherheiten. Sie selbst war eine einzige Unsicherheit.

Es dauerte nicht lange, bis sich die gläserne Tür ein weiteres Mal leise zischend zur Seite schob und eine weitere Person in die kalte nach tauchte. "Hier bist du also." meldete sich Faye, nachdem er das halbe Haus nach Alice abgesucht hatte. Warum war er auf diesen Platz eigentlich nicht gleich gekommen? Faye stellte sich neben sie und legte ihr behutsam eine Hand auf die Schulter. "Beschäftigt dich dieses Angebot immer noch so sehr?" fragte er, hörbar besorgt.

Unsicher hob Alice den Blick und nickte. "Es... Es ist nicht wegen dir...", murmelte sie, damit er sich darüber keine Gedanken machen musste. Für eine lange Zeit schwieg sie daraufhin, doch sie wusste, dass sie es nicht dabei belassen könnte. "Ich weiß bloß nicht, ob ich dir so etwas zumuten kann. Wie du sehen kannst, bin ich ziemlich empfindlich und meine Launen schwanken. Ich kann mich nicht entscheiden und habe Angst vor allem, was irgendwie neu ist. Was, wenn alles schief geht? Dieser Druck... ich komme mit dem druck nicht klar. Nichts läge mir ferner als das Angebot abzulehnen, jederzeit an deiner Seite sein zu können, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du das wirklich willst. Du weißt gar nicht auf was du dich da einlässt. Ich bin ein Wrack." Hilflos sah sie zu ihm auf und man konnte sehen wie sich ihre augen mit glitzernden Tränen füllten. "Ich liebe dich, Faye, aber wenn dieser Versuch schief gehen würde, dann hätte ich nichts mehr. Ich könnte mir das nicht verzeihen. Ich habe einfach Angst..."

Mit einem ihm persönlich fremden, liebevollen lächeln, hockte sich Faye neben den Stuhl, wobei er ihre Größe im sitzen fast wett machte. "Das brauchst du nicht, keine sorge. Ich habe dieses Vorhaben nicht angeboten, wenn ich mir der daraufhin entstehenden 'problemen' wie du es nennst nicht gewachsen fühle." beruhigend legte er ihr eine Hand auf den Oberschenkel und die andere an ihren Hals. "Du musst nicht weinen. Wenn du dich bereit für diesen Schritt fühlst, dann kannst du jederzeit zu mir kommen und es sagen. Ich werde dich nicht zwingen, ich werde warten, bis du selbst dafür bereit bist. Gleichgültig wie Lange dies andauern wird." versprach faye. Innerlich frustrierte es ihn, dass er blauäugig einen solchen Vorschlag gemacht hatte und sie dadurch nun verängstigt hatte. All die vergangene Zeit war nicht spurlos an ihr vorüber gegangen und er brachte sie nun schon wieder zum weinen. Lernte er überhaupt mal aus seinen Fehlern?!
Als sich Faye wieder aufrichtete küsste er sie sanft auf die Stirn und streckte ihr anschließend die Hand entgegen. "Komm, es ist kalt und ich will nicht, dass du erfrierst. Drinnen es ist warm."

Alice sah ihn schweigend an und legte ihre kalte zitternde Hand in seine warme, während sie sich aus dem Stuhl erhob.  "Und du bist nicht sauer auf mich?", fragte sie krächzend. Er hatte mehr als nur einen Grund in diesem Moment, um verärgert sein zu können. Mit der freien Hand wischte sie übers Gesicht, damit sie nicht weinte. Es ärgerte sie selbst, dass sie sich immer einfach umdrehte und verkroch, aber es war eine art schutzfunktion. Sie schirmte einfach alles um sich herum ab, damit sie es überhaupt innerlich verarbeiten konnte. Etwas, das ihrem Psychologen ein Dorn im Auge war und Faye inzwischen nicht zum ersten Mal erfahren musste. Vielleicht hatte sie deswegen kein Privatleben. Die eiskalte Geschäftsfrau Alison hatte diese Probleme nur in ihrer Vergangenheit. Sie kam nach Hause, aß, arbeitete weiter, schlief. Tag um Tag. Was hatte sie schon zu befürchten?

"wieso sollte ich? Du hast deine Guten Gründen, warum du zögerst und ich stelle dir in keinster Weise etwas nach. Zudem hast du mir bis jetzt auch immer alles verziehen, nun bin ich dran." während seine Hand, sie an ihrer zu sich zog, legte sich sein andere Arm um ihre Taille, um sie zu führen. "Ich werde dich dennoch lieben." sprach er, was ein liebevoller Kuss in ihr wohlig riechendes Haar unterstrich.

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